Aufgrund dieser vielversprechenden Ergebnisse entwarf ein Team von University College London eine Pilotstudie am Menschen, die 24 gesunde Teilnehmer im Alter zwischen 28 und 72 Jahren einschloss. Diese erhielten eine „Rotlichtdusche“ mit speziellen Taschenlampen mit einer Wellenlänge von 670nm. Die Probanden wurden angewiesen, die Rotlichtquelle drei Minuten pro Tag über einen Zeitraum von zwei Wochen in ihr Auge zu halten. Das Licht wurde dabei auf das Netzhautgebiet fokussiert. Vor und nach der zweiwöchigen Rotlichttherapie wurden verschiedene Tests zur Bewertung der Sehfunktion durchgeführt. Bei den älteren Teilnehmern (über 40 Jahre) zeigte sich eine signifikante Verbesserung der Kontrastsensitivität. Diese Verbesserung war insbesondere im mittleren und unteren Kontrastbereich bemerkbar.
Um die Ergebnisse der ersten Pilotstudie zu validieren und weitere Aspekte der Rotlichttherapie zu untersuchen führte das gleiche Team eine Folgestudie durch. Insebesondere sollte erforscht werden, ob und wie lange eine einzige Anwendung mit geringerer Lichtdosis Wirkung zeigen würde, und ob die Tageszeit der Behandlung relevant ist. Diese Folgestudie arbeitete mit Teilnehmern im Alter von 34 bis 70 Jahren, bei denen größere Effekte zu erwarten waren als bei jüngeren Probanden. Den Teilnehmern wurden wieder LED-Taschenlampen mit einer Wellenlänge von 670 Nanometern (nm) zur Verfügung gestellt, die jedoch deutlich schwächeres Licht ausstrahlte. Die Teilnehmer wurden in zwei Gruppen aufgeteilt: Die eine Gruppe erhielt die Rotlichttherapie am Morgen (zwischen 8 und 9 Uhr), die andere Gruppe am frühen Nachmittag (zwischen 12 und 1 Uhr).
Vor und nach der 3minütigen Bestrahlung wurden verschiedene Tests zur Bewertung der Sehfunktion durchgeführt. Dies umfasste Tests zur Bestimmung der Kontrastsensitivität und des Farbsehens. Zusätzlich wurden die Tests auch sieben Tage nach der Rotlichtanwendung wiederholt, um die Dauer der Effekte zu beurteilen. Die Teilnehmer, die die Rotlichttherapie am Morgen erhielten, zeigten signifikante Verbesserungen der Kontrastsensitivität und im Farbsehen im Vergleich zur Kontrollgruppe und zur Gruppe, die die Therapie am Nachmittag erhielt. Die Verbesserungen der Sehfunktion blieben auch sieben Tage nach der Anwenung messbar, was darauf hinweist, dass die Effekte der Rotlichttherapie anhaltend sind und nicht sofort nach Absetzen der Behandlung verschwinden.
Diese Studien deuten darauf hin, dass Rotlichtbehandlung eine einfache, zu Hause sicher durchführbare und kostengünstige Methode sein könnte, um die Sehkraft im Alter zu erhalten. Weitere Studien sollten größerer Gruppen von Probanden umfassen, und sich auf die Feinabstimmung der Parameter konzentrieren, um die Wirksamkeit dieser Therapie zu maximieren. Es bleibt aufregend zu beobachten, wie sich diese Forschung in den kommenden Jahren weiterentwickeln wird.